Brennnessel


Botanischer Name:   Urtica dioica / Urtica urens
Familie:   Urticaceae (Brennnesselgewächse)
Deutscher Name:   Brennnessel
dt. Synonyme:   Haarnessel, Hanfnessel, Nessel, Saunessel, Nettel, Neddel, Donnernessel, Große Nessel, Dudelkolbe, Gichtrute, Feuerkraut, Tissel, Zingel, Tittenkölbl, Eselskraut, Scharfnessel
Etymologie:   "Nessel" stammt vom mittelhochdeutschen Wort "nezzel" bzw. althochdeutschen "nezzila" ab und wird seit dem 10. Jahrhundert verwendet. Evtl. bedeutet es "knüpfen", da früher aus Nesseln Gewebe hergestellt wurde. 
Englischer Name:   Nettle
engl. Synonyme:   Stinging Nettle, Ortiga Ancha
Vorkommen:    Weltweit
   

© Jasmin Baier / PIXELIO


Aussehen:    Die Große Brennnessel (Urtica dioica) erreicht eine Höhe zwischen 60 und 150 Zentimetern, die Kleine Brennnessel (Urtica urens) zwischen 15 und 45 Zentimetern. Sie besitzen männliche und weibliche Blüten. Die Früchte der Brennnessel sind kleine Nüsschen. 
Das Charakteristikum der Pflanze sind jedoch die Brennhaare, die an den langen, spitz zulaufenden und gezackten Blättern sitzen sowie an den Stängeln sitzen und bei Berührung abbrechen. Sie enthalten überwiegend Ameisensäure, die in die Haut eindringt und das Brennen beziehungsweise die anschließende Pustelbildung bewirkt.
Blütezeit:     Juli bis August
Erntezeit:    Mai bis Juli
Verwendete Teile:    Blätter und Wurzeln der Großen Brennnessel
Inhaltsstoffe:    Ameisensäure, Serotonin, Histamin, Acetylcholin, Natriumformiat, Vitamin C, Provitamin A, Mineralsalze, Gerbstoffe, Magnesium, Eisen, Chlorophyll, ätherische Öle
Verwechslungsgefahr:    Mit der Goldnessel, die der Brennnessel von der Blattform her sehr ähnlich sieht, allerdings keine Brennhärchen besitzt.

 

Zubereitungen:    Kräuterkissen, Öle, Tees, Badezusätze, Gewürz, gegen Motten und Insekten
Medizinische Verwendung:    Rheuma, entzündliche Gelenkserkrankungen, Harnwegserkrankungen, Nierengrieß, Prostatabeschwerden; Brennnesseln wirken adstringierend, blutreinigend, harntreibend, schmerzlindernd und entzündungshemmend
Anwendung:   Zubereitungen aus der Brennnesselwurzel helfen, die Beschwerden bei Prostataerkrankungen (diese Erkrankung bekommt die Hälfte aller Männer über 60 Jahre) zu vermindern.

Zubereitungen aus dem Brennnesselkraut oder den Brennnesselblättern wirken bei Rheuma. Sie helfen darüber hinaus bei entzündlichen Harnwegserkrankungen, aber auch bei der Behandlung und Vorbeugung von Nervengrieß. Da bei der Einnahme von Brennnesseln mehr Flüssigkeit eingenommen werden soll, ist dies jedoch nicht bei Erkrankungen zu empfehlen, bei denen die vermehrte Flüssigkeitszufuhr vermieden werden soll. 
Der in der Volksmedizin empfohlene Diabetikertee hat hingegen keine Einfluss auf die Erkrankung. 

Beim Tee werden 3 bis 4 Teelöffel der zuvor geschnittenen Brennnessel mit 150 Milliliter kochendem Wasser übergossen. Nach 10 Minuten abseihen. Zirka 2 bis 3 Tassen pro Tag trinken. 

Für die Verwendung der Wurzel nimmt man einen Teelöffel zerkleinerte Brennnesselwurzel und setzt diese mit kalten Wasser an, erhitzt diese, lässt sie eine Minute lang kochen und seiht das Gemisch nach 10 Minuten ab. 

Wurzel: 1 Teelöffel zerkleinerte Brennnesselwurzel werden mit kaltem Wasser angesetzt, etwa 1 Minute zum Sieden erhitzt und nach 10 Minuten abgeseiht.

Verwendung in der Volksmedizin:    Zur Anregung des Milchflusses bei stillenden Müttern, Haarausfall, Hautausschlägen, Allergien, Osteoporose, Anämie und Wechseljahresbeschwerden. Kocht man die Brennnessel in Milch, soll dies gegen Durchfall helfen. Außerdem soll das "Auspeitschen" mit Brennnesseln gegen Rheuma, Hexenschuss, Ischias und Gicht helfen, da dies die Durchblutung anregt.
Kosmetische Verwendung:    Als Haarwasser gegen Haarausfall, fettigem Haar und Schuppen
Verwendung in der Landwirtschaft:    Als Zusatz zu Tierfutter
Weitere Anwendungsgebiete:    Pflanzenjauche aus Brennnesseln hergestellt eignet sich als biologischer Pflanzenschutz gegen Schädlinge und Pilzbefall, sowie zur Düngung und zur Kräftigung der Pflanzen, da Stickstoff und Spurenelemente herausgelöst werden.
Pro Liter Wasser werden 100g frisches, grob geschnittenes Kraut (bei getrocknetem Kraut 150-200g pro Liter Wasser) zugegeben und an einem warmen, sonnigen Ort 1-2 Wochen gegärt. Die Jauche sollte nur Außenbereich angewendet werden, da sie schon nach zwei Tagen unangenehm riecht. Die Zugabe von Gesteinsmehl kann den Geruch etwas mildern. Man sollte täglich umrühren. Nach der Gärungszeit absieben und 1:10 mit Wasser verdünnen. Anwendung nicht bei Sonneneinwirkung da es sonst zu Blattverbrennungen kommen kann.

Ein Kaltwasserauszug, der nur 24 Stunden angesetzt wird, eignet sich als Pflanzenstärkungsmittel. Die Kieselsäure festigt die Zellwände der Pflanzen und macht sie so widerstandsfähiger gegen Schädlinge.
Verwendung in der Bekleidungsindustrie:    Die aus den Stängeln gewonnene Faser wurde als Baumwollersatz verwendet.
Kulinarisches:     Die jungen Blätter der Brennnessel besitzen noch keine Brennhärchen, so dass man aus ihnen einen schmackhaften Salat zaubern kann. Darüber hinaus gibt es den Brennnesselspinat oder die Brennnesselsuppe. 
Am besten schmecken die noch ganz jungen Pflanzen, die im Frühjahr wachsen. Die Härchen lassen sich auch unschädlich machen, wenn man die Brennnessel in ein Tuch wickelt und dieses stark ringt und sie anschließend kurz blanchiert. Alternativ dazu kann man sie auch kräftig duschen. 

Wenn man nur die jungen Blätter verwenden will, die zweifelsohne am besten schmecken, sollte man die Brennnesseln regelmäßig zurückschneiden, am besten 2cm über der Erde abschneiden; diese treiben nach kurzer Zeit wieder aus der Wurzel heraus, so dass man wieder junge Blätter hat. Auf diese Art und Weise kann man von April bis September, manchmal auch Oktober, junge hellgrüne Brennnesselblätter ernten.

Beim Salat verlieren die Härchen durch das Vermischen mit der Marinade ihre Wirkung. 

Auch die Früchte der Brennnessel, die Nüsschen, kann man essen. Vom Geschmack haben sie auch ihren Namen - sie schmecken leicht nussig. Die Nüsschen lassen sich als Brotaufstrich oder als Salatzusatz genießen.

Geschichte:     Die Wirkung der Brennnessel war schon nach Christi Geburt bekannt. So findet sich beim römischen Dichter Catull (57 n. Chr.) eine Lobeshymne auf die Brennnessel, die ihn vom Husten und Schnupfen geheilt haben soll. 
Der griechische Arzt Dioskurides (1. Jahrhundert n. Chr.) behandelte mit der Brennnessel Rheuma, Blutarmut und Durchfall. Paracelsus (1493 bis 1541) kurierte die Gelbsucht mit einem Gemisch aus Brennnesselsaft und Ziegenmolke. 
Hildegard von Bingen wusste auch um die Wirkung der Brennnessel und empfahl die frische, gekochte Brennnessel für die Reinigung des Magens und als schleimlösendes Mittel.

 

Magische Eigenschaften:    Exorzismus, Schutz, Heilung, Lust
Magische Verwendung:     Die beschützenden Eigenschaften der Brennnessel wurden schon lange in der Magie verwendet. Um einen Fluch abzuwenden oder ihn zurück zu senden, soll man Brennnesseln in eine Puppe stopfen oder sie in einem Säckchen mit nach Hause nehmen. 
Um Böses vom Haus fern zu halten oder es zurück zu senden, besprenge es mit Brennnesseln. Das Kraut wird auch verbrannt, um eine Gefahr fern zu halten und man hält sie in der Hand um Geister abzuwehren. Man trägt sie auch gemeinsam mit Schafgarbe gegen die Angst und als Amulett um Negatives zu bannen. Gibt man eine frisch geschnittene Brennnessel unter das Bett einer kranken Person, wird sie die Heilung unterstützen. 
Manchmal wird die Brennnessel auch als lustförderndes Kraut verwendet. Mexikanische Heiler empfehlen, sie in Reinigungsbädern zu verwenden, weil sie "mehr fleischfressend" ist als die anderer Kräuter und sie so eine viel effizientere Wirkung hat. 

In einem der traditionellen Segnungsrituale für das Athame wird die Brennnessel für das Reinigungsbad verwendet, in dem die erhitzte Klinge geschwungen wird. 

Brennnesseln wurden auch bei der Färbung verwendet, weil ihr Saft grün ist. Aus diesem Grund werden sie manchmal in der Folklore und auch bei den Christen mit dem nahenden Frühling in Verbindung gebracht. 

Die Brennnessel, ein in der Magie oft vernachlässigtes Kraut, soll die Fähigkeit besitzen, die Finsternis abzuwehren. Trinkt man einen magischen Brennnessel-Tee, wirkt sich dieser positiv auf Körper und Geist aus. Schon in der Folklore wird empfohlen, Brennnessel mit Schafgarbe gegen die tief sitzenden Ängste zu kombinieren, was die Brennnessel zu einem hervorragenden Heilmittel macht. Auch beim Angeln soll die Brennnessel zu einem guten Fang verhelfen.

 

Planet:     Mars
Element:    Feuer
Geschlecht:    männlich
Götter:   Thoth

 


Weitere Bilder (werden in einem neuen Fenster geöffnet):

Brennnessel
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Brennnessel
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Brennnessel
©  Claudia Lampl / PIXELIO

 

Große Brennnessel (Urtica dioica)
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Große Brennnessel (Urtica dioica)
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Große Brennnessel (Urtica dioica)
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Kleine Brennnessel (Urtica urens)
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Kleine Brennnessel (Urtica urens)
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Kleine Brennnessel (Urtica urens)
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