Wolf-Dieter
Storl
Naturrituale - Mit schamanistischen Ritualen zu den eigenen Wurzeln finden
2004
/ AT Verlag / EUR 23,90 / ISBN: 3-85502-964-4
/ 280 Seiten
Verlagsinfo: Dieses Buch vermittelt schamanische Techniken und Rituale, deren Wurzeln in die Steinzeit zurückreichen, die aber auch für den modernen Menschen Zugang zur geistigen Dimension schaffen können. Mit Hilfe von Trommeln, Tanzen, Trance induzierenden Entheogenen, Askese usw. öffnet der Schamane den Zugang zu den Geistwesen und bewegt sie dazu, sich dem Menschen gegenüber freundlich und wohlwollend zu verhalten. Das Naturritual bedarf keiner Kirche, keines Priesteramts und keiner Organisation.
Die Struktur der Naturrituale wird anhand zahlreicher ethnologischer Beispiele aus Amerika, Asien, Australien und Afrika erläutert. Vor allem aber interessiert die verschüttete Überlieferung der europäischen Waldlandvölker, der Kelten, Germanen und Slawen. Es geht auch um die praktische Handhabung des Naturrituals: Wann und aus welchem Grund wird ein Ritual durchgeführt? Welche Ritualgegenstände, welche Räucherstoffe und Hilfsmittel verwendet man?
Klappentext: Schamanische Techniken und Rituale, deren Wurzeln in die Steinzeit zurückreichen, können auch dem modernen Menschen Wege zur geistigen Dimension eröffnen.
Der Autor erläutert anhand zahlreicher Beispiele aus Amerika, Asien, Australien und Afrika die Struktur der Naturrituale. Vor allem aber widmet er sich der verschütteten Überlieferung der europäischen Waldlandvölker, der Kelten, Germanen und Slawen. Dabei werden auch ganz praktische Fragen behandelt: Wann und aus welchem Grund wird ein Ritual durchgeführt? Welche Ritualgegenstände, welche Räucherstoffe und Hilfsmittel verwendet man? Welches ist der richtige Ort und die richtige Zeit für ein Ritual?
Naturrituale – auch für den heutigen Menschen ein Weg, die Seele zu öffnen und an die Schwelle der Traumzeitdimension heranzuführen.
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Über den
Autor Dr. Wolf-Dieter Storl ist ein über Deutschland hinaus anerkannter Kulturanthropologe und Ethnobotaniker. Geboren am 1.10.1942 in Crimmitschau, Sachsen, wanderte er als 11-jähriger mit seinen Eltern 1954 nach Ohio, USA aus. Er begann zunächst ein Botanikstudium, wechselte dann aber zur Anthropologie (Völkerkunde). Nach dessen Abschluss wurde er Vollzeitdozent und lehrte über 20 Jahre an verschiedenen Universitäten in Amerika und Europa. In Bern, Schweiz, promovierte er 1974 zum Doktor der Ethnologie. Auf seinen zahlreichen Reisen betrieb er Feldforschung und lernte von Bauern, Medizinmännern und Sadhus. Seit 1988 lebt er mit seiner Familie auf einem abgelegenen Bauernhof im Allgäu, schreibt Bücher und gibt zum Thema Heilkräuter Seminare und Vorträge. Bei der traditionellen europäischen Pflanzenheilkunde, wie die der Kelten, Germanen und Slawen, sowie des frühchristlichen Mittelalters, liegt zur Zeit sein Hauptinteresse. Nicht nur zu diesen Themen hat er zahlreiche Bücher geschrieben, sowie Hörbuch-CDs und eine DVD veröffentlicht. |
Puja – das ist der aus der indischen Sprache kommende Begriff, den Wolf-Dieter Storl für seine Naturrituale verwendet. Er beschreibt diese als „schamanische Technik“ und als „feierliche Handlung, die es den Menschen ermöglicht, sich den tieferen Dimensionen des Seins zu öffnen, nämlich den Wesen, welche die nicht alltägliche Wirklichkeit bevölkern: den Naturgeistern, den Devas der Pflanzen und Tiere, den Ahnengeistern und Gottheiten. (...) Puja hilft den Menschen, diese Wesenheiten zu spüren, sie zu erleben und vielleicht sogar zu sehen. (...) Es ist echte Magie.“(S.11f)
In Indien gehören solche Rituale noch zum Alltag, bei uns gibt es noch nicht einmal ein angemessenes Wort dafür, so der Autor. Jedoch kannten auch unsere Vorfahren, die Kelten, Germanen und Slawen solche schamanischen Rituale, wie man sie aus allen alten Kulturen der Welt kennt. Und das erste Kapitel des Buches vermittelt einen kleinen Einblick in die Geschichte des Schamanismus in unseren Breiten und seinen Untergang. Das darauf folgende Kapitel erläutert an Hand von Beispielen die verschiedenen Formen, die eine Puja annehmen kann, sei es in Indien, in den Alpen oder auch bei den Cheyenne in Nordamerika.
Mit dem dritten Kapitel beginnt der Hauptteil des Buches – detailreiche Beschreibungen über den Ablauf und die einzelnen Bestandteile von schamanischen Ritualen, durchsetzt von vielen Hintergrundinformationen und Erlebnisberichten des Autors.
Hier ein grober Überblick:
Unter der Überschrift „Vorbereitungen „ werden die verschiedenen Möglichkeiten der körperlichen und seelischen Reinigung (zum Beispiel Schwitzhütte, Räucherung) beschrieben, die Bedeutung von Kleidung und Schmuck im Ritual sowie die Verwendung verschiedener Pflanzen. Auch auf die verschiedenen Himmelsrichtungen geht Storl ein, genauso wie auf die Tages-, Monats- und Jahreszyklen und auf den Ort des Rituals.
Im nächsten Kapitel dreht sich alles um die verschiedenen Kraftgegenstände, wie zum Beispiel Medizinbeutel und Trommel, in einem späteren Kapitel auch um das Windhorn (Didgeridoo beziehungsweise Yedaki).
Ein weiterer Abschnitt handelt von den so genannten Schwellenhütern und wie sie in den verschiedenen Kulturen gesehen werden.
Auch „Feuer, Wasser und Gesang“ werden als wichtige Bestandteile einer Puja erläutert.
Des weiteren ist dem Räuchern ein eigenes Kapitel gewidmet, wobei der Ethnobotaniker Storl natürlich den kulturellen Hintergrund der verschiedenen Räucherpflanzen ausführlich erklärt.
Auch das Thema Opfergaben wird in einem eigenen Kapitel behandelt, wobei besonderer Augenmerk auf die Bedeutung von Blut und roter Farbe gelegt wird.
Unter dem Begriff Laechentum werden jene schamanisch arbeitenden Heilberufe aufgezählt und erläutert, die es in unseren Breiten gegeben hat: Weise Frauen, Lachsner, Seidkona, Spakona, Galsterer, Geller und Lüppelerin.
Im letzten Kapitel geht es schließlich um die „Würmer“, das heißt um die Krankheiten selbst, wie sie von Schamanen gesehen und auch vertrieben werden.
Neben diesen Hauptthemen findet man noch viele weitere Informationen in diesem Buch.
In die einzelnen Kapitel eingebunden sind grau hinterlegte Exkurse, in denen es einmal um persönliche Erfahrungen des Autors, ein anderes Mal um Kräuterkunde und andere Themen geht.
Außerdem findet man im Text zahlreiche schwarz-weiße Abbildungen sowie einige Seiten mit Farbfotos in der Mitte des Buches. Jedes Kapitel wird mit einem Zitat oder Gedicht eingeleitet.
Fazit:
Ich lese die Bücher von Wolf-Dieter Storl immer gerne, aber „Naturrituale“ würde ich auf jeden Fall zu seinen besten zählen. Es vermittelt nicht nur grundlegendes Wissen über die schamanische Weltsicht und Rituale, sondern gibt dem Leser auch viele Tipps und Anregungen, ein solches Ritual in der Praxis umzusetzen. Dass der Autor in seinem typischen, erfrischenden Stil seine eigenen Erfahrungen und sein breites Wissen in den Text einfließen lässt, ist man von ihm ja schon von ihm gewohnt. Was dieses Buch in meinen Augen zu etwas Besonderen macht, ist die Tatsache, dass es unter anderem auch ein Praxisbuch ist und sogar als Nachschlagewerk genutzt werden kann. Ich würde dieses Werk vor allem jenen empfehlen, die ihrer schamanischen Praxis eine europäische Note verleihen wollen. Aber auch denen, die in engeren Kontakt mit der Natur und der Anderswelt treten wollen.
Das Buch ist einfach gut!