Patricia & Arnold Crowther
The Witches Speak
1965 / Athol Publications, Douglas, Isle Of Man / 152 Seiten / Paperback

amerikanische Wiederauflage: 1976 / Samuel Weiser Inc. / ISBN: 0-8772-8285-3 / 145 Seiten / Paperback


   Über den Autoren

Patricia Crowther wurde am 27. Oktober 1927 in Sheffield als Patricia Dawson geboren. Ihre Eltern unterstützten sie für ihren späteren Beruf als Schauspielerin, Sängerin und Tänzerin und nach ihrem Schulabschluss bereiste sie ganz Großbritannien. 1956 lernte sie ihren zukünftigen Mann, den Zauberkünstler und Bauchredner Arnold Crowther, einen langjährigen Freund von Gerald B. Gardner, auf der Isle of Man kennen. Sie interessierte sich bereits seit ihrer Kindheit für Witchcraft und Magie. Arnold machte sie mit Gerald B. Gardner bekannt. Patricia und Arnold heirateten am 9. November 1960 standesamtlich. Einen Tag zuvor vollzog Gerald B. Gardner das Handfasting-Ritual. 
Sie wurde von Gerald B. Gardner am 6. Juni 1960 in Wicca initiiert und am 14. Oktober 1961 zur Drittgrad-Hohepriesterin geweiht. Patricia initiierte Arnold und beide zogen nach Sheffield und gründeten ihren ersten Coven. Sie ist die Begründerin der "Sheffield Linie". Patricia Crowther veröffentlichte eine Vielzahl von Büchern, war ein gern gesehener Interview-Partner und hielt Vorträge, um über die „Alte Religion“ aufzuklären.

Arnold Crowther wurde am 6. Oktober 1909 in Chatham bei Kent geboren. Er hatte einen Zwillingsbruder. Bereits in der Kindheit interessierte er sich fürs Bauchreden, Puppenspielen und magische Kunststücke. Als er acht Jahre alt war, konnte er bereits seine ersten Zauberstücke und perfektionierte sie in späteren Jahren. Mit 21 Jahren ging er mit seiner ersten Bühnenshow auf Tour, schaffte es sogar vor der damals noch jungen Prinzessin Elisabeth im Buckingham Palace aufzutreten (1938/39). Das wiederum verschaffte ihm nicht nur große Berühmtheit, er kam dadurch auch in Kontakt zu zahlreichen Okkultisten und Medien. Arnold Crowther interessierte sich zwar schon immer für Hexerei, wandte sich jedoch zuerst der Freimaurerei zu. Erst 1960 kam er zur Craft. Der Mann von Patricia Crowther starb am 1. Mai 1974. 

Das vorliegende Werk „The Witches Speak“ (deutsch: „Die Hexen sprechen“) ist mit seinem Erscheinungsjahr 1965 eine absolute Rarität. Genauer gesagt, ist es kaum noch erhältlich. Es sei denn, der potenzielle Käufer macht sich intensiv auf die Suche und hat dabei etwas Glück. 

Warum dieses Buch überhaupt rezensieren, wenn es doch gar nicht mehr auf dem Markt ist? Zum einen, weil es eines der ersten Bücher über die Craft ist. Zum anderen, weil es eine andere Sichtweise auf das Leben mit und in der Craft als die eines Gerald B. Gardner ist. Arnold Crowther ist derjenige, der den Hexen eine Stimme gibt – seine Stimme. Seine Frau Patricia hat bei diesem Buch als Co-Autorin mitgewirkt. 

Im ersten der neun Kapitel erklärt Crowther, was „Witchcraft“ überhaupt ist. 
„The craft is purely a religion, dating back to prehistoric times, and it is believed to be the original faith of Western Europe, having two deities – a god of Hunting and Death, and a goddess of Fertility and Rebirth” (S. 7). 

Ja natürlich geht der Autor von einer uralten Religion des Hexentums aus. Er erwähnt die Zeit, als die Menschen an Götter glaubten, die Göttin im Vordergrund der Verehrung stand. Hier geht er auch gleich den Glauben an die Reinkarnation ein.
„The majority of Eastern religions believe it, and it was once taught by the early Christians.“ (S. 9)
Er zitiert Bischof Gregor von Nyssa (Türkei), der im 4. Jahrhundert nach Christus schrieb:
„It is absolutely necessary that the soul shall be healed and purified, and if this doesn’t take place during one life on earth, it must be accomplished in future earthly lives.“

Und um diese Aussage der Kirche zu unterstreichen, schreibt er über einen Fall eines indischen Mädchens, das eindeutige Erinnerungen an ihr früheres Leben hatte. Sogar von ihren Eltern in die Stadt gebracht wurde, in der sie gelebt hatte. Das Mädchen wusste den Namen ihres Mannes und konnte Details aus ihrem Leben nennen. 
Anschließend kommt Crowther auch auf die Idee des christlichen Teufels zu sprechen:
„The witches do not believe in the Devil. Their religion existed long before the Church invented him, and the Bible gave no description of him, the Church took the symbol of the old horned god, added hoofs and turned him into their idea of the Devil.” (S. 13)

Doch wenn Hexen nicht an den Teufel glauben, warum werden sie dann mit schwarzer Magie, mit bösen Zaubern in Verbindung gebracht? Irrtum, schreibt Crowther:
„Black Magic doesn’t exist. There is no such thing as Black Witches and never has been. Nobody likes a failure, and nobody is willing to take the blame for anything: that is why the image of the Black Magician or witch grew up. They were the scapegoat for all ills and failings.” (S. 15)

Im anschließenden Kapitel schlägt Arnold Crowther die Brücke zwischen den alten Fruchtbarkeitsriten und dem Glauben, dass Hexen auf Besen reiten würden. Tatsächlich sei dies niemals der Fall gewesen, betont er. Doch bereits die vorchristlichen Hexen hätten Stecken verwendet, auf denen sie im Frühling um die Felder herum getanzt und Chants gesungen hätten, um eine reiche Ernte zu erhalten. 

In diesem Abschnitt geht es auch um Aberglauben. Aberglauben, der in den westlichen Ländern früher noch viel stärker existierte als heute und auch in den 60er Jahren, als das Fernsehen in den Kinderschuhen steckte, in den Köpfen der Menschen vorhanden war. „Die Menschen glauben alles, was sie sehen“, schreibt Crowther und erzählt eine Episode, als seine Frau und er bei einer Fernsehsendung auftraten.
„The producer made my wife and myself ‚disappear’ by the aid of clever camera work. We received many letters afterwards asking how we made ourselves vanish and offering to buy our secret.” (S. 30)

In einem Kapitel über den Aberglauben dürfen natürlich Katzen – die Gehilfen der Hexen – nicht fehlen: Crowther geht in der Geschichte ein wenig zurück, erzählt den Fall der letzten Hexe, die 1712 nach den Witchcraft Acts hingerichtet wurde. Jane Wenham sei wegen ihrer Katzen verurteilt worden. Aus dem Haus seien fürchterliche Schreie zu hören gewesen, sagte Herr Chauncey, einer der Zeugen, vor Gericht aus. Manchmal hätten diese Schreie wie jene kleiner Kinder geklungen, ein anderes Mal unterirdisch, wie aus der Hölle. Einige Nachbarn hätten vier oder fünf Katzen gesehen, die dann aus dem Haus Jane Wenhams liefen. Als Chauncey versuchte, eine der Katzen zu schlagen, hätte er über seinen Arm keine Kontrolle mehr gehabt. Statt dessen seien die Katzen vor ihm sitzen geblieben und hätten ihm ins Gesicht gestarrt. 

Noch einige andere Geschichten über die Katzen in Verbindung mit schwarzer Magie hat Crowther hervorgekramt: Zum Beispiel die von Francis Lord Blothwell, der, als er 1590 den Tod von James I. durch Ertrinken plante, eine getaufte Katze ans Bein eines toten Mannes band und beide ins Meer warf. Diese Art der Magie sollte einen Sturm erzeugen, in dem wiederum das Schiff des Königs auf seiner Überfahrt von Dänemark sinken sollte. (S.33)

Und Arnold Crowther räumt hier auch mit der Mär auf, Hexen würden Schwarze Messen feiern:
„Witches do not perform the Black Mass. When the old religion was at his height they would never have heard about the Mass. When Christianity came to this country, the may have heard about it, but to do a parody of it would be entirely uselesss to them.” (S. 41)

Ab Seite 60 kommt endlich das, auf das jeder, der sich für Wicca interessiert, gewartet haben muss: Was tun Hexen eigentlich? Was ist Magie?

„Witches are not only people who attempt to work magic. Magicians and other occultists have their various methods of carring out the same effect, while Christians hold mass prayer meetings when they want something special to happen. The ‘Know Thyself’ type of correspondence courses, that profess to overcome self consciousness, develop your personality or turn you into a super salesman, are all trying to change the course of nature, and can all be classed under the heading of magic, no matter what high sounding names they like to use. Before one attempts to work magic, they must have complete confidence in themselves and believe it will work.” (S.65)

Magie, das ist nicht nur etwas für Hexen und existiert nicht erst seit dem. Nein, schon viel früher hätten Menschen Magie praktiziert, selbst die Geistlichen. Magie sei an den Universitäten gelehrt worden. Crowther spielt hier mit dem Begriff der Alchemie, ohne den Namen zu nennen, wenn er feststellt, dass viele Magier versucht hätten, Gold zu machen, um sich damit selbst zu bereichern. Magie sollte niemals dafür verwendet werden, so Crowther. 

Doch trotz der Warnungen gibt er den Lesern einen kleinen Einblick, wie Hexen Magie betreiben, wie sie ein Ritual vollführen. Dass sie singen, tanzen, durch ihren Willen die Magie wirken lassen. 
Viele Menschen hätten sich an sie gewandt, sie um Hilfe gebeten. Der Coven würde immer versuchen zu helfen, allerdings bräuchten sie ein Foto. Viele der Hilfesuchenden hätten ihnen das verweigert. Andere hingegen erwarten sofort Resultate. Dies sei unmöglich, denn einige Rituale müssten öfter wiederholt werden, damit sie wirken. 

Es folgen ein Brief und ein Kapitel von einem J. J. Insall-Mason, einem überzeugten Christen, der sich dreimal an den Coven wandte. Er schreibt aus Überzeugung, wie die Hexen ihm und seiner Familie geholfen haben und warum er an etwas Übernatürliches wie Magie glaubt. 

Wie erkennen die Crowthers aber potenzielle Hexen? Wie unterscheiden sie zwischen Menschen, die tatsächliches Interesse an Wicca haben von jenen, die sich einfach nur mit Magie bereichern wollen oder die Ammenmärchen von Schwarzen Messen bestätigt wissen wollen? Arnold Crowther schreibt, dass Interessenten zuerst genau nach ihren Beweggründen befragt werden. 

„My wife, the High Priestess of our coven, has her own way of finding out the suitability of would-be members. Her ability to work out a natal horoscope, gives her a great deal of information about the character of a canditate. She asks each person she interviews the date, place and time of their birth and proceeds to work out their horoscope, after they have left. It is a long task, but, as she says, if one wants the best coven, one must work for it. She also prays to the Goddess for her assistance, and will never accept anyone, until she has received a sign from her. By putting her faith in the Goddess, she is always able to choose the right people.” (S. 104)

Eine andere Frage, ob Hexen Seancen abhalten, beantwortet Arnold Crowther im nächsten Kapitel. Ab und zu würden sie das schon tun, beispielsweise wenn sie eine Nachricht für jemand erhalten würden, den sie nicht kennen. Spontan fällt ihm dazu ein Erlebnis ein, als seine Frau plötzlich in eine Trance fiel und auf einem Zettel eine Notiz für einen gewissen Clive für Phil aufschrieb.
„It told her not to worry and to carry on with what she was going to do.“ (S. 115)
Es stellte sich heraus, dass die Nachricht für eine Frau war, die erst vor kurzem ihren Mann verloren hatte. Die beiden hatten einen Urlaub in Irland geplant und Phil dachte daran, ihn zu stornieren. 

Er selbst zweifelt nicht daran, dass der Kontakt zu Verstorbenen möglich ist, allerdings zweifelt er an den Fähigkeiten mancher Medien. 

Das letzte Kapitel dreht sich um das Image der Hexen in der Öffentlichkeit.
„I think that people realise that the craft is more than just a bunch of crazy eccentrics, especially when they come in contact with its members, and discover that they are just ordinary people who take their religion very seriously.” (S. 143)

Das verzerrte Bild der Hexen in der Öffentlichkeit kommt auch daher, dass Journalisten die Aussagen ihrer Interviewpartner missinterpretieren und Herausgeber nur das abdrucken, was in ihren Augen richtig ist. Und bei Dokumentationen im Fernsehen gibt es immer die Möglichkeit, einzelne Sequenzen heraus zu schneiden, wodurch gesprochene Sätze eines Interviews einen ganz anderen Sinn erhielten. 

Und hier geht er auch auf den Hintergrund der rituellen Nacktheit ein:
„The old witches worked their rites in the nude to show that they were free. They appeared before their deities as their gods made them with no shame or mock modesty and with pure minds and bodies.“ (S. 148)
Also sind Hexen wirklich die bösen Frauen und Männer der Märchen und zahlreicher Filme? Nein, absolut nicht, stellt Arnold Crowther noch einmal klar. Aber einige Leute glauben, dass man durch die Revidierung dieses schlechten Images die Menschen um einen kindlichen Glauben bringen würde.


Fazit:
Wie eingangs schon geschrieben, handelt es sich bei „The Witches speak“ um eine absolute Rarität. Wer das Glück hat, eines dieser wirklich seltenen Exemplare zu ergattern, erhält ein wirklich lesenswertes Buch. Es ist interessant, die Probleme der späten 60er Jahre mit den heutigen zu vergleichen und zu erkennen, dass es teilweise dieselben sind. Auch heute tendieren viele Menschen dazu nur das zu glauben, was sie mit eigenen Augen sehen können. Magie wird immer noch in die Schublade der Verrücktheit gesteckt und übersinnliche Erlebnisse als Geisteskrankheit abgetan. Und das alles in Zeiten, in denen Filme, Dokumentationen über paranormale Phänomene wie Pilze aus dem Boden schießen. Viele Menschen zählen sich selbst zu den Anhängern solcher Phänomene, sind aber immer noch ganz überrascht, wenn ihnen so etwas zustößt. 
Seit Arnold Crowther mit der Hilfe seiner Frau Pat dieses Buch geschrieben hat, hat sich Wicca ein ganz schönes Stück weiter entwickelt. Neue Richtungen kamen hinzu, alte Traditionen haben sich weiter entfaltet. Ein kleiner Einblick in die Anfänge dieser Religion ist in diesem Buch zu finden – und das macht es zu einer besonders wertvollen Kostbarkeit. 
Wer in Besitz der Erstauflage von 1965 ist, findet darin etwas, was in der Wiederauflage von 1976 raus gelassen wurde: Bilder von Pat Crowther, teilweise wie die Götter sie schufen, und ihrem Coven. Und eines zeigt sie mit Gerald B. Gardner (das auch, wenn auch nur als verkleinertem Ausschnitt, in der amerikanischen Wiederauflage zu finden ist). Die amerikanische Wiederauflage enthält dafür ein Vorwort von Dr. Leo Louis Martello, sowie 6 Illustrationen des amerikanischen Künstlers Alden Cole.